11.03.15

Landesbischof: Maria muss nicht trennen

Dr. Johannes Friedrich sprach im Johanneshaus

Landesbischof i.R. Dr. Johannes Friedrich im Johanneshaus

„Die Evangelischen täten gut daran, Maria mehr Beachtung zu schenken als sie dies bisher tun.“ Diese Meinung vertrat Dr. Johannes Friedrich im Rahmen der Vortragsveranstaltung, die der Ökumenische Arbeitskreis jährlich veranstaltet. Der frühere bayerische Landesbischof sprach vor 60 Zuhörern im Johanneshaus zum Thema „Maria prostentantisch?“

Für den evangelischen Theologen bleibt klar: „Jesus Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen.“ Im Sinne des ökumenischen Gesprächs wünsche er sich aber ein gegenseitiges Verständnis zwischen den Glaubensgemeinschaften. Er hoffe, dass römisch-katholische Christen sich deutlich machen, dass ihre Marienverehrung nicht die einzigartige Stellung Jesu Christi als des einzigen Mittlers zwischen Gott und den Menschen gefährden dürfe. Und er hoffe, dass Evangelische sehen können, dass eine Verehrung der Maria als der Mutter ihres Herrn Jesu Christi ihre Berechtigung habe.

In der Bibel finde sich keine Erwähnung der unbefleckten Empfängnis, keine Aufnahme Marias in den Himmel, kein Gebet zu Maria und die Fürsprache Marias und kein Lobgesang, der an Maria gerichtet ist. Die „übermenschliche“ Stellung von Maria habe sich nach einer Erwähnung in einem nicht-biblischen Text aus dem zweiten Jahrhundert entwickelt und bis ins 19. und 20. Jahrhundert die Theologen beschäftigt. Martin Luther habe diese Marienfrömmigkeit nicht abgeschafft, was unter anderem in seiner Auslegung des Magnifikat und dem Vorhandensein von Marienbildern in evangelischen Kirchen Bayerns zum Ausdruck komme. Dogmen wie die „unbefleckte Empfängnis“ und „körperliche Himmelfahrt“ seien für Evangelische nur schwer mit ihrem Glauben vereinbar. Dennoch können sie das Glaubensbekenntnis mitsprechen und im evangelischen Erwachsenenkatechismus habe Maria inzwischen auch Aufnahme gefunden: „Sie gehört ins Evangelium und ist nicht nur ‚katholisch´.“ So gesehen, könne der Dialog weitergehen.

Eine praktische Lösung gab Friedrich noch: Lutheraner und Katholiken könnten ihre Gebete nicht zu Maria richten, sondern mit ihr zu Gott beten. Und in diesem Sinne sei das Gemeinsame zu betrachten besser, als das Trennende zu betonen, sagte Friedrich. „Ich bin froh, dass er das so klar gesagt und begründet hat“, freute sich Eduard Ackermann vom Ökumenischen Arbeitskreis.

Holger Seitz